Der Zins, er kann auf eine lange und bewegte Geschichte zurückblicken. Seit es Eigentum gibt, werden auch Zinsen bezahlt. Bereits bei den ersten Hochkulturen ist Zins – und eine Begrenzung des Zinses – nachzuweisen. Der Codex Hammurapi, die älteste Gesetzessammlung der Welt, schrieb genau vor, wie hoch die Zinsen für einen „Gerstenkredit“ sein durften. Auch in Rom und Athen gab es Gesetze, die Bürger vor Wucher schützten.
Auch religiöse Aspekte sind eng mit dem Zinssatz verknüpft: In vielen Religionen war das Nehmen von Zins verboten. Ein stabiles Bankwesen mit geregelten Zinsen entwickelte sich übrigens erst in der Renaissance in Norditalien. Alles weitere zum Zinssatz, seiner Bedeutung und wie sich unser Geld auf wundersame Weise vermehrt erfahren Sie in unserem Ratgeber!
Was genau ist der Zins bzw. der Zinssatz?
Der deutsche Begriff „Zins“ kommt vom Lateinischen „census“, das so viel wie Vermögensschätzung bedeutet. Als Zins wird das Entgelt bezeichnet, das der Schuldner dem Gläubiger für das verliehene Kapital bezahlt. Der Zinssatz wird üblicherweise in Prozent pro Intervall (z.B. pro Jahr) angegeben. Die Höhe von Zinsen richtet sich nach Angebot und Nachfrage – einige gesetzlich bestimmte Zinsen kann der Gesetzgeber festlegen. Derzeit befinden wir uns in einer sog. Niedrigzinsphase (2012 / 2013).
Welche Arten von Zinsen gibt es?
Grundsätzlich wird zwischen Zinsen auf Geldkapital und Zinsen auf Sachkapital unterschieden. Als Geldmarktzins wird der Zinssatz für Bargeldaufnahme im Geldmarkt bezeichnet – üblich ist der Begriff vor allem bei Krediten von Bankinstituten untereinander, dort wird der Geldmarktzins auch als Leitzins bezeichnet. Kapitalmarktzins ist der Zins für langfristige Buchgeldkredite auf dem Kapitalmarkt – darunter fallen auch Renten, Wertsteigerungen von Börsenpapieren etc.
Neben den Zinsen auf Geldkapital gibt es auch Zinsen auf Sachkapital. Der sog. Mietzins ist allen wohlbekannt und wird als Entgelt an den Eigentümer einer Immobilie bezahlt. Als Mietzins werden auch andere Entgelte bezeichnet, z.B. wenn ein Wagen, Werkzeug oder ein Bagger überlassen wird. Für Grundstücke und Immobilien, die nicht nur zur Eigennutzung, sondern auch zu betriebswirtschaftlichem Gebrauch überlassen werden, wird ein Pachtzins bezahlt.
Wie kommt das Zinsniveau zustande – was bestimmt die Zinshöhe?
Es ist Ihnen bestimmt schon selbst aufgefallen: Einmal bezahlen Sie mehr Zinsen für Ihren Kredit, einmal weniger. Sie erhalten gute Zinsen auf Ihr Tagesgeldkonto – ein Jahr später allerdings nur mehr halb so viel. Was ist passiert? Wer bestimmt das Zinsniveau?
Zinsen ergeben sich aus Angebot und Nachfrage, zumindest, solange es in einem Land Wettbewerb gibt. Wenn Zinsen steigen, deutet das darauf hin, dass die Kreditnachfrage steigt oder sich die Forderungen der Geldgeber erhöhen. Wenn Zinsen steigen, dann ist Geld knapp – also wird es teurer. Sinken die Zinsen, werden nicht genügend Kredite (also Geld) nachgefragt – die Wirtschaft gerät ins Stottern.
Die Zinsentwicklung wird auch durch die Zentralbanken gesteuert – über diverse Finanzinstrumente. Durch die Beeinflussung des Zinsniveaus sollen volkswirtschaftliche Ziele erreicht werden, beispielsweise die Preisniveaustabilität bzw. ein Wirtschaftswachstum oder eine Abkühlung der Wirtschaft. Die Zentralbankzinssätze sind Hautrefinanzierungsinstrument, Spitzenrefinanzierungsfazilität, Basiszinssatz etc.
Warum ändert sich das Zinsniveau ständig?
Die größeren Zinsschwankungen werden von den Inflationsentwicklungen und den Inflationserwartungen beeinflusst. Zwischen Inflationsraten und Kapitalmarktzinsen besteht eine Parallele. Die Differenz zwischen Inflationsraten und Kapitalmarktzins gibt den Realzins, also den tatsächlichen Gewinn der Geldgeber wieder. Die Schwankungen hängen sowohl mit den realen Marktbedingungen, als auch mit dem Verhalten der Marktteilnehmer zusammen. Der wesentliche Faktor für die Zinsschwankungen ist allerdings nach wie vor die Inflation. Diese wird wiederum von der Notenbank und der gesamtwirtschaftlichen Lage bestimmt.
Profitieren Banken von steigenden Zinsen?
Nein. Ausschlaggebend für den Profit der Bank ist nicht die Höhe der Zinsen, sondern die Höhe der Bankmarge – und die ist vor allem dann hoch, wenn die Zinsen wieder fallen.
Wie funktioniert der Zins-Kreislauf?
Der Kreislauf ist recht komplex – ein Versuch, die Grundzüge freizulegen: Der Sparer legt sein Geld auf das Giro- oder Tagesgeldkonto bei seiner Bank und erhält dafür einmal im Jahr – oder gar monatlich – Zinsen ausbezahlt. Das einbezahlte Geld wird von der Bank weiterverliehen, z.B. an Unternehmer in der Wirtschaft. Die Zinsen, die an die Sparer ausbezahlt werden, werden von den Kreditnehmern der Bank eingezogen. Die Zinsen sind für den Unternehmer, der bei der Bank Kredite laufen hat, ein Kostenfaktor – genauso wie Miet- oder Personalkosten.
Er muss mehr verdienen, damit er seine Zinsen bedienen kann und immer noch Geld übrigbleibt. Die Kosten werden also auch an den Endverbraucher weitergegeben. Auch diejenigen, die keine Schulden haben und glauben, keine Zinsen zu zahlen, zahlen trotzdem versteckte Zinsen mit. Nur ist sich dessen kaum jemand bewusst. So ist jeder in beiden Rollen – als Konsument und Zinszahler – und als Zins-Bezieher, z.B. über das Tagesgeldkonto.
Welche Funktionen erfüllt der Zins?
Der Zins erfüllt folgende Funktionen:
- Entgelt für Sachgegenstände oder Geld
- Vergütung von Rückzahlungsrisiko, z.B. Risikoprämie
- Ausgleich der Inflation
- pauschaler Schadensersatz (Verzugszins)
- Opportunitätskosten, z.B. Bereitstellungszinsen
Warum gibt es unterschiedliche Zinstheorien?
Über die Rolle und den Status des Zinses in der Wirtschaft sind sich längst nicht alle Ökonomen einig: In den klassischen Wirtschaftswissenschaften erfüllt der Zins eine wichtige Funktion als ein Mechanismus, der Entscheidungshilfe ist (Allokationsmechanismus). Wenige Zinsen bzw. eine niedrige Rendite kann anzeigen, dass eine Investition nicht allzu sinnvoll ist.
Grundsätzlich gilt die Auffassung, dass der Zins der Preis des Geldes ist. Ökonomen kommen jedoch zu äußerst unterschiedlichen Schlüssen, was den Zins nun tatsächlich ist:
- Eugen von Böhm-Bawerk (um 1900): Zins ist der Preis für die Zeit, Verleiher wird für Verschiebung des Konsums belohnt
- John Maynard Keynes: Zins als Belohnung für die „Nichthortung von Geld“; Inflation als schleichende Geldentwertung, damit Geldhorten teuer wird
Was ist der Zinseszins und wie funktioniert er?
Wenn aus etwas Geld viel mehr Geld wird – dann ist meist eine lange Anlagedauer und der Zinseszinseffekt im Spiel. Durch den Zinseszinseffekt können sich tatsächlich auch geringere Geldsummen innerhalb langfristiger Zeiträume in stattliche Summen verwandeln. Zinseszins ist der Zinssatz auf Zins.
Der Josephspfennig – Ein Beispiel für den enormen Effekt des Zinseszins:
Ein gern erzähltes Beispiel für den Zinseszinseffekt ist jener des Josephspfennig: Hätte Josef im Jahre für seinen Sohn Jesus einen Pfennig angelegt, dann wären daraus heute, im Jahr 2013, 134 Milliarden Erdkugeln aus purem Gold geworden. Unmöglich? Theoretisch stimmt die Rechnung. In der Praxis gibt es dieses Vermögen natürlich nicht. Der Grund für die wundersame Vermehrung ist der Zinseszins.
Der Zinseszins wird auf das einbezahlte Kapital plus den Zins bezahlt. Das heißt, wenn ich Geld anlege und jeden Monat Zinsen ausgeschüttet werden, vergrößert sich mein Kapital, wenn ich die Zinsen auf dem Konto lasse. In der kommenden Periode hat sich die Kapitalgrundlage vermehrt, da die Zinsen von der letzten Periode hinzugekommen sind. Damit wächst mein Vermögen exponentiell an. Je länger meine angehäuften Zinsen immer wieder mitverzinst werden, umso höher wächst das Bankkonto. Je länger die Veranlagung, umso stärker tritt der Zinseszinseffekt zu Tage.
Das zeigt auch das erwähnte Beispiel: Aus dem einen Cent waren bis zum Jahre 296 nur ein Kilogramm Gold geworden, 1466 war es schon eine Goldkugel und 1890 eine Milliarde Goldkugeln. In den folgenden 120 Jahren wären die anderen 133 Milliarden Goldkugeln hinzugekommen. Ohne Zinseszins hätte sich der Pfennig nur auf das 100fache vermehrt – also auf eine Mark.
Sie wollen sich den Zinseszinseffekt selbst ausrechnen? Hier finden Sie einen Zinsrechner: http://www.tagesgeldvergleich.info/lexikon/tagesgeldzinsen-berechnen/
Bezüglich des Zinseszinseffektes ist es für den Kunden natürlich von Vorteil, wenn die Zinsen so oft wie möglich – idealerweise quartals-oder monatsweise – ausgeschüttet werden.
Die Rechnung macht allerdings auch deutlich, welche schwere Schuldenlast auf den einzelnen Ländern der Welt lastet. Mussten zu Beginn der Schuldenaufnahme auch nur wenige Millionen an Schulden getilgt werden, wachsen die Schulden durch den Zinseszins nach einiger Zeit in unabsehbare Höhen.
Wie sollte ich mich in einer Niedrig- bzw. Hochzinsphase verhalten?
Hoch- und Niedrigzinsphasen wechseln sich ab. In einer Niedrigzinsphase sind die Zinsen im Keller – jetzt könnten beispielsweise langfristige Kredite zu niedrigen Zinsen abgeschlossen werden. Vereinbaren Sie dabei, sofern Sie einen sehr niedrigen Kreditzins erhalten, niedrige Laufzeiten – die nächste Hochzinsphase kommt bestimmt. Sparen bringt in Niedrigzinsphasen wenig, in diesen Zeiten geht es um den Vermögenserhalt. Tages- und Festgeldkonten sind allerdings stets empfehlenswert, unabhängig davon, wie hoch die Zinssätze gerade sind.
In Hochzinsphasen gilt das Umgekehrte: Kreditnehmer sollten ihre Laufzeiten möglichst kurz halten, um in Zukunft evtl. von einer Niedrigzinsphasen profitieren zu können. Wird eine Anlage, z.B. Festgeld in einer Hochzinsphase mit absehbarem Ende abgeschlossen, sollten lange
Laufzeiten gewählt werden, um das hohe Zinsniveau möglichst lange zu halten. Festgeld in der Hochzinsphase sollte also mindestens für 24, aber auch für 36 oder 48 Monate abgeschlossen werden. Gute Bedingungen für Festgeld und Tagesgeld finden Kunden in Deutschland bei den Direktbanken. Auch Wertpapierdepots sind bei Direktbanken günstig, Kunden können mit Direktbank-Depots kostengünstig mit Aktien handeln – und das in Echtzeit, abgestimmt auf die Börse.
Ein Zinsvergleich lohnt sich auf jeden Fall immer – selbst dann, wenn die Zinsen niedrig und die Inflation hoch ist. Einem aktuellen Bericht zufolge verlieren die Deutschen jedes Jahr etwa 14 Milliarden Euro, weil die Zinsen unterhalb der Inflationsrate liegen. Damit löst sich 0,5 % des Deutschen Brutto-Inlandsprodukts jedes Jahr in Luft auf. Seit der Eurokrise versucht die Europäische Zentralbank die wirtschaftliche Lage durch eine Niedrigzinspolitik in den Griff zu bekommen. Während Besitzer von Geldvermögen derzeit wenig zu lachen haben, gewinnen die Schuldner – auch die einzelnen Staaten.
Die Geldanlage Tagesgeld ist sowohl für Niedrig- als auch für Hochzinsphasen geeignet, da das Konto jederzeit kündbar ist und trotzdem stets eine höhere Rendite abwirft als beispielsweise das Sparbuch. Diese Angebote können stets zeitnah wahrgenommen werden, da der Kontakt zu den Direktbanken sowie die notwendigen Informationen im Netz einfach zu finden sind.